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KW 20/1998, aerosol warriors




 
 
aerosol warriors   

http://www-city.europeonline.com/home/aarc/      

Aerosol Art - Berliner Graffiti und gesprühte Kunst 
 
 

Graffiti ist eine Kunstform zwischen gut und böse. Für die einen ist Graffiti provokanter Vandalismus. Für andere innovative Kunst. 

Das Wort Graffiti kommt aus dem Italienischen: scraffito, scraffiare = kratzen. Landläufig versteht man darunter das Geschmiere an den Wänden von Bahnhöfen, Toiletten usw. 

1971 wurde in der New York Times von einem Botenjungen berichtet, der es sich zum Zeitvertreib gemacht hatte, seinen Namen "Taki" und seine Hausnummer "183" überall auf seinen Wegen durch die fünf Stadtteile New York´s zu hinterlassen. Dieser Artikel und der damit verbundene Ruhm führte zu einem schlagartigen Anstieg der "tags", der einfachen Schriftzüge. 

Das Phänomen Graffiti schwappte Anfang 1983 nach Europa über, ausgelöst durch den Film "Wildstyle", in dem der New Yorker Graffitiwriter Lee die Hauptrolle spielte. Viele junge Leute eiferten den Graffitiwritern, Breakdancern und Rappern aus dem Film nach und schafften so in vielen europäischen Metropolen ihre eigenen Hip-Hop - bzw. Writer - Szenen. Die Szene nährte sich anfangs vor allem von ihren amerikanischen Vorbildern. 

Drei vermummte junge Männer mit lauter Spraydosen im Vordergrund bilden das Anfangsbild der Webseite. Die Anonymität, die die Betreiber der Webseite oder die Beteiligten bewahren wollen hat schon seine Gründe, denn neben manchen Graffitis, die man als Kunstwerke bezeichnen kann, gibt es auch Schmierereien, die eher unter die Kategorie Sachbeschädigung fallen. 

"Diese Seite widme ich allen denen, die die heutige Szene voran bringen, ohne Sell Out zu betreiben.
...

Zudem danke ich allen aus der Alten Schule, die Graffiti und Hip Hop ohne Gewalt und ohne Diskriminierung in meiner Geburtsstadt Berlin ausgeübt haben. 

Ich will mit dieser Seite all denen die Deutsche Graffiti Szene ein bißchen näher bringen, die immer noch nicht von ihr überzeugt sind." 

Unter "WALL OF FAME" kann sich der Surfer schöne und gelungene Graffitis ansehen. Photos sind wichtig, wie auch ODEM so gut beschreibt: 

"Zum Sprühen hätte es vielleicht gereicht, aber es gab keine Chance, Fotos davon zu machen. Wenn das nicht geht, kann man die ganze Aktion vergessen. Fotos sind der wichtigste Beleg der Aktion, weil die Züge meistens ganz schnell wieder gebufft werden. Gibt es dann keine Fotos davon, hat es das Bild quasi nie gegeben." 

Graffiti-King ODEM im Gespräch mit Jürgen Deppe berichtet über seinen Aufstieg in der Szene: 

"Es war einfach geil, mit den Jungs rumzuziehen und Spaß zu haben. Am meisten faszinierte mich, wie die waren, wie locker." 

"Ständig diese Unruhe, diese Panik und dieses Chaos. Beim Sprühen allein hast du die Gewißheit, welches Geräusch von dir selbst ist und welches nicht." 

Es ist sicherlich ein Gemisch von Spannung, Protest und Spaß, wenn ein junger Mensch seine Kunstwerke an die Wände sprüht. 
 
 
 

© Archer

eMail: net@netlane.com

Das Buch:

ODEM: On The Run. Eine Jugend in der Graffiti-Szene. Aufgetrieben von Jürgen Deppe
Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 1997