Entartete Kunst
http://www.fh-lueneburg.de/u1/gym03/expo/jonatur/geistesw/zwischen/entartet/kunst/kunst.htm
Johanneum zur EXPO 2000
Die Natur als Erfindung des Menschen
Auch wenn die lange URL und das nicht übermäßig schöne Webdesign davor abschreckt dieser Webseite
besondere Aufmerksamkeit zu widmen, handelt es sich hier um eine der interessantesten Webseiten, die sich
eingehend mit dem Thema Kunst befassen, weil sie an eine der dunkelsten Kapitel der Kunstgeschichte erinnert.
Entartete Kunst lautete während der national-sozialistischen Herrschaft die offizielle Bezeichnung für Kunstwerke, die
nicht auf der Rassentheorie beruhten: also für nahezu die gesamte moderne Kunst. Viele Werke wurden als
"artfremd", "ungesund" und "entartet" beschlagnahmt, zum Teil verkauft oder sogar einfach öffentlich
verbrannt. Die betroffenen Künstler erhielten Ausstellungs- und Berufsverbot. Zahlreiche namhafte Künstler, wie
Otto Dix, Emil Nolde, Paul Klee oder Oskar Schlemmer, waren während der Naziherrschaft von diesen Maßnahmen
betroffen. Sogar Pablo Picasso wurde von den Schickanen der Gestapo in seinem Pariser Exil nicht verschont.
Entartete Kunst als Expo-Projekt:
"Die Nationalsozialisten versuchten die gesamte Kultur ihrer Ideologie zu unterwerfen. Als Ziel wurde eine NS-Staats-
und Einheitskultur angestrebt, die unter völliger Kontolle des nationalsozialistischen Machtapparates stand.
Das NS-Menschenbild hatte dem "nordischen Rasseideal" zu entsprechen. Dieser erfundene und idealisierte Menschentyp
wird zum beherrschenden Kennzeichen der NS-Kunst. Insbesondere die monumentalen Standbilder Arno Brekers spiegeln
die Kunstaufassung des 3. Reiches wider: Körperkult, Rassereinheit und Wehrhaftigkeit verschmelzen zu einer Einheit
und werden zur Grundlage des Menschenbildes der Nationalsozialisten.
Die Nationalsozialisten erfanden ein Menschentypus, das mit der realen Lebenssituation der Bürger nicht zu
vereinbaren war. Der idealisierte Bürger lebte in der Vorstellung der Nationalsozialisten innerhalb einer
Großfamilie in einem bäuerlichen Umfeld. Kinderreichtum galt als selbstverständlich und natürlich.
Die Nationalsozialisten schufen ein Menschenbild, das ihrer Ideologie und Naturvorstellung entsprach. Jede
"Andersartigkeit" wurde verfolgt und als widernatürlich verboten."
Die Webseite basiert auf einem fächerübergreifenden Unterrichtsprojekt zweier zehnter Klassen des Gymnasiums
Johanneum Lüneburg. Einzelschicksale von verfolgten Künstlern und Musikern, der politische Hintergrund und die
Kulturauffassung der Nazionalsozialisten waren Thema des Unterrichtsprojekts.
Die Ergebnisse werden im Web auf eindrucksvolle Weise vorgestellt. Im Bereich Kunst geht es um Leben und
Werk verschiedener Maler und Bildhauer. Die Rubrik Musik informiert über das Schicksal der Swing-Kids und der
Comedian Harmonists sowie die Ausstellung Entartete Musik. Der Abschnitt Literatur schließlich befaßt sich mit
der "Entarteten Kunst" im Spiegel eines Romans - am Beispiel von Alfred Anderschs "Sansibar oder der letzte
Grund".
"Unser fächerübergreifendes Unterrichtprojekt entartete Kunst wurde im Schuljahr 1997/98 parallel in zwei zehnten
Klassen des Gymnasiums Johanneum in Lüneburg durchgeführt. Beteiligt waren die Fächer Geschichte, Kunst, Musik
und Deutsch."
Eine bemerkenswertes Unterrichtprojekt, das die Aufmerksamkeit aller Kunst- und Geschichtfreunde verdient hat,
denn "Die sich des Vergangenen nicht erinnern, sind dazu verurteilt, es noch einmal zu erleben." sagte
zurecht einmal George Santayana, amerikanischer Philosoph und Dichter...
Projektgruppe Entartete Kunst Sabine Bruckert
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