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KW 16/1997, Initiative Zelle



Die Sichtbarkeit ist eine Falle
oder
im Panoptikum des Strafvollzugs


http://www.wuerzburg.de/zelle


Im späten Mittelalter waren sogenannte Leib- und Lebensstrafen (Prügel- und Todesstrafe) im Strafsystem vorherrschend. Kerker dienten vorwiegend dazu, Straftäter bis zur Gerichtsverhandlung bzw. zur Vollstreckung der Todesstrafe festzuhalten. Damit beginnt die Geschichte des Strafvollzugs, die die Initiative Zelle aufbereitet hat und uns über Reformen im 19. Jahrhundert, über den Strafvollzug während des Dritten Reiches und über moderne Tendenzen im Strafvollzug informiert, begleitet durch berühmte Gefängnisinsassen der Geschichte: Sokrates, Thomas Morus oder Miguel de Cervantes.

Das Leben im Knast transparenter zu machen, hat sich die Initiative Zelle, ein Arbeitskreis an der Katholischen Hochschulgemeinde Würzburg, der seit acht Jahren Gefangene im Würzburger Gefängnis betreut, vorgenommen. Der Blick in die Maschine zur Scheidung des Paares von Sehen/Gesehenwerden (Foucault) entwickelt sich zu einem erkenntnisreichen Panorama: Aus historischer Perspektive läßt sich in die Jetztzeit schwenken, das Leben im Knast wird durch Themen wie "Weihnachten hinter Gittern", "Überleben im Knast", "Knastzeitungen" und dem "Knastlexikon" beschreibbar gemacht und der Strafvollzug durch notwendiges Hintergrundmaterial wie z.b. Informationen zur Frauenkriminalität beleuchtet.

Durch einen Einstiegstest wird man sich der mangelhaften Vorkenntnisse in diesem Bereich bewußt, kann sich mit Hilfe von Links mit Knastsprache oder Homepages von Gefangenen befassen oder sich über Alternativen zum Strafvollzugs informieren.

Damit erreicht die Initiative Zelle jenen Grad an Öffentlichkeit, den - nach Foucault - Gefangene schwer erreichen können: Sie werden gesehen, ohne selber zu sehen. Sie sind Objekt einer Information, niemals Subjekt in einer Kommunikation.

E-Mail-Adresse: Initiative.Zelle@ibm.net


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